In A Climate argumentiert Tetsuro Watsuji, dass menschliche Existenz grundsätzlich relational und in spezifische klimatische Bedingungen eingebettet ist. Mit dem Konzept des fūdo (Klima, Milieu) betont er das dynamische Zusammenspiel von Umwelt und Kultur für die Herausbildung menschlicher Identität und Gesellschaft. Das Verständnis und die Antizipation dieser Wechselwirkung ist absolut wesentlich für eine menschengerechte Architektur und Stadtgestaltung.
Im Seminar untersuchen wir Beispiele von Raumsequenzen mit besonderem Fokus auf sozio-thermische Praktiken. Mithilfe von Storytelling reflektieren wir die Beziehung zwischen Mensch, Architektur, Umwelt, Technologie und Bedeutung. Dazu bedienen wir uns verschiedener Darstellungsmethoden, die wir als Untersuchungs- und Entwurfswerkzeuge verstehen:
Wir beginnen mit poetischen, atmosphärisch-verdichteten Bildern, wie etwa Akira Kurosawa sie in seinem Film Dreams verhandelt. Im nächsten Schritt erörtern wir die bauphysikalischen Wirkweisen dieser Bilder und nutzen Pfeile und verwandte Darstellungstechniken als performative Elemente zur Visualisierung quantifizierbarer Daten. Schließlich wenden wir uns einem ganzheitlicheren Ansatz zu: In Anlehnung an Bernard Tschumis „Manhattan Transcripts“ werden wir Gebäude/Objekte, Bewegungen und thermische Ereignisse durch Zeichnungen oder Modellbau analysieren, und eine dynamische Sequenz entwickeln.
Zusammenfassend wird jede Gruppe anhand eines digitalen Zwillings einen Kurzfilm von ihrer Raumseuqnez erstellen, der eine Geschichte erzählt und unser Verständnis von Klima, Raum und Mensch vertieft.
----------
Teilnehmer: Die Seminarplätze (20x) werden im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens vergeben. Weitere Informationen werden in der Einführungsveranstaltung zum Seminar bekanntgegeben. Das Auswahlverfahren erfolgt durch das IBBTE.
Voraussetzungen: Neben kreativen Fähigkeiten und kritischem Denken sind die Fähigkeit zum selbstständigen und kollaborativen Arbeiten, intellektuelle Neugier sowie ein starkes Interesse an Kultur und Kunst essenziell. Darüber hinaus werden Kenntnisse in der Arbeit mit bauphysikalischen Simulationen sowie mit den Programmen Blender, Premiere Pro und After Effects erwartet und/oder vermittelt.
Die Erkenntnisse aus dem Seminar sollen dazu beitragen, den Entwurfsprozess auf einem höheren Niveau zu beginnen. Die im Seminar eingeführte Methodik wird im Laufe des Entwurfsstudios weiterentwickelt und vertieft.
Lehrpersonen: Annika Seifert, Martin Gjoleka, Christine von Raven